Sie war noch nicht ganz fertig, da fing sie schon an , mich herum zu kommandieren.
Hier das da hinten aus dem Kistchen, das nehm ich mit. Und davon brauch ich auch was. Pack mir das alles mal hier rein.
Ich fragte ihn dann : was willst du eigentlich damit?
Er erzählte mir dann, das er zu einem Jungen fahren möchte. Zu einem Jungen der gut basteln kann und kuschelige Sachen mag.
Kennst du denn da jemanden? fragte ich.
Na klar, ich weiß schon genau wo ich hin muss. Und ich muss vor dem 1. Dezember da sein. Weil ich ein Adventskalender sein will.
Ein Adventskalender? Du bist eine noch nicht ganz fertige Maus, wie willst du ein Kalender werden? Jeden Tag ein bisschen Wolle und dann baut der Junge dich wieder zusammen?
Rudi fiel vor lachen fast vom Tisch. Aber nein, Johanna, manchmal bist du echt ein bisschen langsam im Kopf. Was meinst du warum ich die ganze Zeit hier Sachen einkassiere? Die nehme ich alle mit und jeden Tag gibt es dann etwas. Z.b. brauche ich ja ein Bett. Also pack mir jetzt mal da diese Sachen ein als Bausatz für ein Bett. Ich schreib derweil mal die Bauanleitung dazu.
Da ich schon lange aufgehört habe, mich dem Willen der Filzies zu widersetzten, tat ich wie mir geheißen.
Erst das Bett
Dann ein Christbaum
Ein Körbchen mit Geschirr und Co
Heinz Willi das Meerschweinchen.
Nachdem ich dann endlich wieder Ohrenstoff hatte, (Oh was hatte Rudi geschimpft weil er auf seine Ohren warten musste) konnte er dann endlich alle restlichen Vorbereitungen treffen. Das ist nämlich bei den Mäusen so, die Ohren und Augen kommen immer gleichzeitig, sonst klappt das nicht ;-)
Die Schatzkiste wurde befüllt und mit einem Zettel versehen
Es wurde ein Stadtplan rausgesucht und Probe gelegen im Reisekistchen
Und dann erscholl ein Schrei.
Mir fiel vor Schreck fast die Kaffeetasse aus der Hand.
Da kam Rudi auch schon angerannt. Johanna, du musst mir helfen. Ich brauch doch eine Geschichte.
Ja wie jetzt?
Na ich muss doch eine Geschichte haben, wo ich herkomme und wieso ich zu dem Jungen will.
Na du kommst aus der Wolle!
NEIN NEIN NEIN! Der Mäuserich stampfte mit dem Fuß auf. Ich will eine richtige Geschichte haben, am besten mit einer alten Dame. Und Heinz Willi braucht auch eine Geschichte.
Tja, da sitzt man da am Basteltisch und vor einem steht ein aufgebrachter kleiner Mäuserich und befiehlt einem eine Geschichte zu schreiben.
Wissen sie wie unangenehm es sich schreibt, wenn einem eine Maus auf der Schulter sitzt und ständig rummäkelt am Geschriebenen und auf der Tastatur unentwegt ein pfenniggroßes Meerschweinchen rum flitzt weil es Kekskrümel sucht, weil es ja angeblich Proviant anfuttern muss?
Lange Rede kurzer Sinn, Hier nun Rudis und Heinzs Willis Geschichte:
Hallo
Mein Name ist Rudolf Reineweiß.
Ich bin auf der Suche nach einem neuen
Zuhause. Könnte ich vielleicht bei dir wohnen?
Ich habe gehört, das du sehr lieb bist
und gut basteln kann. Und genau so ein Kind suche ich.
Denn wir Mäuse aus der Filzfamilie
Reineweiß, sind ganz speziell. Wir borgen uns gerne Sachen. Aber nur
Sachen, die die Menschen nicht mehr brauchen. Und aus diesen Sachen
bauen wir dann unsere Möbel und alles was wir so brauchen.
Und bei dieser Art des Hausbaus ist es
immer sehr praktisch wenn man einen begabten Bastler als Kollegen und
Freund hat. Wenn du z.b. eine leere Garnrolle findest, dann könnte
man die prima als Stuhl brauchen. Oder eine Metallverschlusskappe
einer Flasche ist ein prima Kochtopf.
Bis vor kurzem habe ich bei einer alten
Dame gewohnt. Die hat einen Korb voller Wollknäuel und hat viel
gestrickt. Da sie aber immer wieder neue Wolle kaufte, hat sie nie
ganz unten in den Korb geschaut. Welch ein Glück für mich. Denn da
unten hab ich gewohnt. Ich hab ein Knäuel Wolle so zerzupft, das es
ein kuscheliges Bettchen war. Damit mir die restliche Wolle nicht auf
den Kopf fällt, hab ich die einzelnen verbogenen Stricknadeln immer
vor dem wegwerfen gerettet und damit meine Zimmerdecke abgestützt.
Die alte Dame war echt nett, jeden Tag
um 15.30 Uhr hat sie ein paar Plätzchen gegessen mit einer Tasse
Kaffee. Und immer fielen ein paar schöne dicke Kekskrümel für
mich ab.
Und da sie auch sehr viele Sachen in
ein paar Krimskramskisten aufhob mit den Worten: das kann bestimmt
irgendjemand nochmal irgendwann gebrauchen. Konnte ich da immer was
finden.
Ich hab da mehrere leere
Streichholzschachteln gefunden. Die hab ich übereinander gestapelt
und schon hatte ich einen wunderschönen Schrank mit vielen
Schubladen.
Einmal hab ich sogar eine kleine
Tischdecke gefunden, wie für meinen Tisch gemacht. Die hab ich auch
retten können bei meiner Flucht.
Mein kuscheliges Bett konnte ich leider
nicht retten. Deshalb hoffe ich sehr , du baust mir ein neues.
Wieso ich das alles nicht retten
konnte?
Die alte Dame hat bekam regelmäßig
Besuch von ihrer Familie. Und eines Tages haben die jemanden
mitgebracht. Ich dachte, den Geruch kennst du doch? Und tatsächlich,
die Familie brachte eine Katze mit. Oma, damit du nicht so alleine
bist und immer jemanden zum kuscheln hast, sagten sie.
Ich war sehr erschrocken, dachte dann
aber an Giselle, die Nachbarskatze, mit der kam ich sehr gut zurecht.
Mit ihr hab ich ab und zu sogar ein Leckerchen geteilt.
Aber leider war die neue Katze nicht so
nett. Sie rannte überall rum, schnüffelte, fühlte in alle Ritzen
und erzählte Giselle direkt, das sie ein guter Mäusefänger wäre.
Giselle versuchte zu vermitteln und fragte, ob er sich nicht
vielleicht doch eine WG mit einer gaaanz lieben Maus vorstellen
könnte. Aber Katzor, so sein Name, war dazu nicht bereit.
Ich fing also an zu packen, um mir ein
neues Zuhause zu suchen. Und genau in diesem Moment, als ich die
ersten paar Sachen zusammen gepackt hatte, flog der Wollkorb um und
Katzor fing an die ganzen Wollknäuel auszuräumen, um an meine
Wohnung zu kommen.
Also schnappte ich was ich tragen
konnte und rannte los.
Bei Giselle konnte ich leider nicht
bleiben, weil ihr Dosenöffner leider eine Mäuseallergie hatte und
immer furchtbar niesen musste. Doch sie hat mir geholfen. Denn sie
hatte gehört das ihr Dosenöffner mit jemandem gesprochen hatte .
Dabei wurde erzählt, das es da einen sehr freundlichen Jugen gibt
der gut basteln kann. Also haben wir die Adresse rausgesucht, dann
half sie mir mit all meinen Habseligkeiten in ein Paket zu klettern.
Das Paket steckten wir dann in die zur Abholung bereitstehende
Päckchenflut und tatsächlich hat mich der Briefträger
mitgenommen.
Und tadaaa, hier bin ich.
Und was sagst du, darf ich bei dir
bleiben?
Huhu, ich bin übrigens Heinz Willi das
Meerschweinchen.
Ich bin damals im Zoo der alten Dame in
die Manteltasche geklettert, da roch es nämlich nach Keksen. Und als
ich satt wieder raus wollte, merkte ich, das wir nicht mehr im Zoo
waren. Sondern bei der Dame zuhause. Aber das war gar nicht schlimm.
Da waren noch viel mehr Kekskrümel. Und bei meiner Erkundungtour
habe ich dann einen Korb mit Wäsche gefunden, hach war das kuschelig
da drin. Doch hopsala, plötzlich war ich mitsamt der Wäsche in
diesem Ding gelandet wo Wasser rein kommt und wo man Karusell fährt.
Huii, das war vielleicht ein Durcheinander. Gut das ich im
Wassergraben vom Löwengehege mein Seepferdchen gemacht hatte.
Als das dann endlich zu ende war, gings
zappzerapp ehe ich weghoppeln konnte in eine andere Kiste. Ohh das
war schön, da wars so warm und kuschelig drin, ständig wurde man
mit warmem Wind bepustet und getrocknet. Aber weil ich so klein bin,
bin ich da ins Flusensieb geraten. Und da kam ich nicht mehr raus.
Gott sei Dank hat Rudolf mein Rufen gehört und mich befreit. Seitdem
sind wir beste Freunde und ich wohne bei ihm. Klar das er mich bei
seiner Flucht mitgenommen hat . Bei Katzor wäre es mir sicher nicht
gut ergangen.
Darf ich bei dir bleiben ? Und äh,
hast du zufällig einen Kekskrümel für mich? Ich hab auch meine
Näpfchen mitgebracht. Wenn du die auf ein Stückchen Pappe klebst
rutschen sie mir auch nicht immer weg.
Und ein kleines Gehege ganz für mich
wäre schön. Wenn du die Zaunstücke im Quadrat auf einen Karton
klebst fände ich das prima.
Nachdem die Geschichte bewilligt wurde von Rudi, druckte er sie selbst aus, rollte sie fein auf und band eine goldene Schnur drum (ich verrate jetzt nicht das er sich dabei dreimal selbst mit eingeknotet hat und nur unter wüsten Worten und mit Hilfe von Heinz Willis Nagekünsten wieder raus kaum)
Ich musste dann alles einpacken und zur Post bringen. Von drinnen hörte ich noch ein piepsen: schaukel nicht so, sonst muss ich noch ins Kistchen kotzen....
Nun hoffe ich das er nicht wirklich reisekrank wird und gut ankommt.
Wunderbar geschrieben wie immer
AntwortenLöschen